Die magische Wirkung des frei(en) Schreibens
- Margot Freiler
- 9. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Okt.

In diesem Beitrag geht es um ein sehr persönliches Themen, genauer gesagt um ein Herzensthema von mir, es geht um das Schreiben und wie sehr es mir durch die schwierige Zeit in meinen Wechseljahren geholfen hat.
Schreiben hat mich fast mein Leben lang begleitet, Notizen, Tagebücher, Kurzge-schichten, alles war dabei. Doch irgend-wann auf meinem Lebensweg, in meinem stressigen Alltag habe ich diese Gewohnheit, meine Gedanken und Gefühle, meine Geschichten aufzuschreiben, mich meinem Notizbuch anzuvertrauen, verloren.
EINES TAGES IN EINER BUCHHANDLUNG ...
Vor ca. zehn Jahren, ich weiß ncht mehr genau, wann es tatsächlich war, ich erinnere mich aber sehr gut an den Moment, in dem ich ein Buch von Julia Cameron entdeckte. Ich streifte in einer großen Buchhandlung herum auf der Suche nach Inspiriation, nach Lesestoff, einfach, um die Gelegenheit der vielen Bücher und der Auswahl um mich herum zu genießen, mir vielleicht eines zu nehmen, darin zu lesen, eines auszuwählen und mit nach Hause zu nehmen. Dabei fiel mein Blick auf einem Büchertisch auf ein Buch mit dem Namen „Der Weg des Künstlers“. Ich hatte den Namen der Autorin noch nie gehört, wurde jedoch vom Buchtitel magisch angezogen. Ich nahm das Buch und setzte mich dmit in eine der Leseecken und begann zu lesen.
Warum ich dieses Buch erwähne? Weil es mich zum Schreiben zurückbrachte. Nicht zum literarischen Schreiben, einfach nur zum Schreiben. Die Autorin schlug vor, jeden Tag drei Seiten zu schreiben, die berühmten Morgenseiten, einfach alles, was mir in den Sinn kam, alle Gedanken, die im Kopf herumschwirrten, und seien es noch so banale wie „ich weiß nicht, was ich heute kochen soll?“, es ging darum, den Kopf frei zu bekommen. Die Sorgen, Ängste, Hoffnungen, Zweifel, Erkenntnisse standen nach dem Schreiben am Papier. Mir gefiel diese Idee, ich spürte richtig, wie ich innerlich ja, ja, ja zu diesem Vorhaben sagte. Sofort kaufte ich mir ein Notizbuch und legte los. Und fragte mich, warum ich das nicht schon viel früher getan hatte, warum ich nicht selbst auf diese Idee gekommen war, da ich doch immer schon geschrieben hatte?!
DIE MORGENSEITEN ALS MEIN ANKER
Was soll ich sagen? Die Wechseljahre bzw. die Herausforderungen, vor die mich meine Beschwerden stellten, waren sozusagen ein Fulltime-Job, besetzten alles in mir. Ich war nur damit beschäftigt zu überleben, um es einmal krass auszudrücken, im Grunde war es tatsächlich so. Schlechter Schlaf, Hitzewallungen, Erschöpfung – ich habe es schon des öfteren erwähnt, quälten mich damals. Und mich trieben auch die Fragen um: Was will ich? Wie soll mein Leben in Zukunft aussehen? Ich wollte Veränderung, wusste aber nicht, wo ich ansetzen sollte.
An diesem Punkt kommt mein Schreiben der Morgenseiten ins Spiel. Ab dem Zeitpunkt in der Buchhandlung schrieb ich tatsächlich jeden Morgen und es tat so gut, all den „Müll“ aus dem Kopf zu Papier zu bringen, mich endlich mitteilen zu können, alles, was mich beschäftigte, loszuwerden, und die Gedanken nicht im Kopf zu lassen, in dem sie alles besetzten.
Die Morgenseiten wurden mein Anker und nach einigen Monaten bemerkte ich auch, dass sie mich wieder mehr zu mir brachten, dass ich wieder eine bessere Verbindung zu mir, zu meinem Inneren bekam. Die Gedanken begannen sich zu ordnen, vage Gefühle und Sehnsüchte verwandelten sich in Klarheit: Die Veränderung, die ich mir einige Monate zuvor gewünscht hatte, bedeutete Selbstfürsorge, Entschleunigung, nicht immer Ja-Sagen, eine neue Ausbildung. Wow, nicht schlecht dachte ich. Mit dem Schreiben wurde für mich vieles klarer. Mittlerweile ist es für mich zu einer liebgewonnenen und fast lebensnotwendigen Gewohnheit geworden wie Zähneputzen oder Essen und Trinken.
WAS MACHT DIESES SCHREIBEN?
Die Morgenseiten sind unzensuriert, alles, was kommt, wird niedergeschrieben, es gibt keinen Kopf, der sagt: „Das kannst du doch nicht schreiben!“
Doch kann ich, lieber Kopf (oder soll ich sagen, lieber innerer Kritiker) ich schreibe einfach drauflos, manchmal habe ich das Gefühl, meine Gedanken warten schon darauf, sammeln sich hinter meiner Gedankentür und warten, dass diese sich öffnet und sie losstürmen dürfen. Denn kaum setze ich den Stift an, sprudelt es nur so aus mir heraus und oft habe ich auch gemerkt, dass nach den Gedanken, die als erstes kommen, die ganz vorne an der Tür gewartet haben, die wirklich wichtigen Gefühle, Gedanken kommen, nämlich die, in denen ich mit mir, mit dem Herzen verbunden bin.
Daher habe ich mir angewöhnt, bei diesen Gedanken genau hinzuhören und wenn ich spüre, dass dieser Gedanke, dieser Satz mich sehr beschäftigt, dann nehme ich mir auch untertags einmal Zeit und stelle mir eine Frage und schreibe genau dazu, was mir so einfällt, was kommt in einer bestimmten Zeit, z. B. in zehn oder 15 Minuten.
FREIES SCHREIBEN BRINGT MIR KLARHEIT
Bei dieser Art zu schreiben, kann ich meine Gedanken entwirren, strukturieren und bekomme leichter Klarheit, schreibend entdecke ich die Antwort, erkenne ich, worum es mir wirklich geht. Ich bin immer wieder überrascht, welche Gedanken kommen, wie einfach sie sich strukturieren und ordnen lassen
.
Das Geniale daran ist, dass ich nur drei Dinge dafür brauche: Zeit (10-15 Minuten), Papier und einen Stift. Wobei ich es mit der Zeit nicht ganz so genau nehme, denn wenn der Wecker klingelt und ich gerade einer Antwort auf der Spur bin, sie aber noch nicht konkret habe, dann schreibe ich auch noch ein paar Minuten weiter. Oder ich nehme mir vor, am Tag danach meine Erkenntnisse herzunehmen und dort weiterzuschreiben.
Als ich damit begonnen habe, konnte ich mir schwer vorstellen, dass sich für mich schreibend soviel lösen würde, ich so viele Antworten bekommen und Wege, die ich gehen wollte, wieder klarer sehen konnte.
Und jetzt kann ich mir ein Leben ohne meine Morgenseiten, ohne das freie Schreiben nicht mehr vorstellen.
MIT DEM HERZEN SCHREIBEN
Dieses Schreiben ist für mich wie ein Gespräch mit mir selbst, mit meinem Innersten auf ehrliche Art und Weise, ohne Tricks und Schummelei. Die Antworten kommen nicht aus dem Kopf, sondern aus der Tiefe, aus dem Herzen – und das macht die Magie aus, darin steckt die Kraft.
Wenn du es ausprobieren möchtest: Der nächste Termin für unser gemeinsames frei.schreiben in den Wechseljahren ist am 17.11.2025. Weitere Infos findest du auf meiner Website.
Mit dem Herzen zu schreiben, bedeutet auch Folgendes: Was ich sagen möchte, kommt aus dem Herzen und macht sich auf den Weg über den Herzmeridian, der vom Herzen ausgehend am Arm entlang verläuft bis zur Fingerspitze des kleinen Fingers – und dann fließt alles aufs Papier. Ich schreibe deshalb so gerne mit der Hand, weil ich mit mir verbunden bin, weil meine Gedanken dann direkt über den Herzmeridian das Papier erreichen. Alles, was ich fühle, diese Energie wandert über meinen Arm in meine Hand und den Stift und formt sich auf dem Papier wieder zu Worten. Ist das nicht eine schöne Vorstellung?!



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