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Hormone und ihr schlechter Ruf

  • Autorenbild: Margot Freiler
    Margot Freiler
  • 13. Nov.
  • 6 Min. Lesezeit
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Vor 3 Tagen hat sich auf Instagram und in Whatsapp-Gruppen zum Thema Wechseljahre die erfreuliche Botschaft verbreitet, dass die FDA (Food & Drug Administration) in den USA die Risiko-Warnhinweise auf den Beipackzetteln bei Hormontherapie-Produkten entfernen werden. Diese guten Nachrichten hat der US-Gesundheitsminister gemeinsam mit dem Direktor der FDA, Marty Makary, am Montag, 10.11.2025 in einer Pressekonferenz verkündet.  Die FDA schreibt in der Presseinformation von „mehr als zwei Jahrzehnten Angst und Fehlinformation rund um die Hormonersatztherapie“.  In seiner Rede, (ab Minute 6:49) spricht Dr. Makary davon, die „Maschine der Angst zu stoppen.“ 


Warum ist diese Nachricht so erwähnenswert?  Weil diese Risikowarnhinweise nach wie vor die Annahme unterstützen, Hormone würden (Brust)Krebs verursachen oder zu Herzinfarkten und Demenz führen, und so die Angst vor Hormonen schüren und folglich Frauen davon abhalten, sich bei sehr belastenden Wechseljahresbeschwerden für eine Hormontherapie zu entscheiden, die die Lebensqualität wieder verbessern würde. Dazu passt auch folgende Aussage von Dr. Makary: „Zu lange wurden Themen die Frauengesundheit betreffend unterschätzt. Frauen und ihre Ärztinnen sollten Entscheidungen anhand von Daten treffen, nicht aus Angst.“ 

Auch wenn es Studien gibt, die die Annahme widerlegen, dass die Gabe von Hormonen das Brustkrebsrisiko erhöhen, hält sich der schlechte Ruf der Hormone hartnäckig. Und diese Fehlinformation ist zurückzuführen auf eine Studie. Auf die groß angelegte Women’s Health Initiative-Studie, die in den 1990er Jahren begonnen und Anfang der 2002er Jahre wieder abgebrochen wurde.


DIE WOMEN’S HEALTH INITIATIVE-STUDIE UND IHRE FOLGEN

Hier muss ich ein wenig ausholen und versuche, mich in aller Ausführlichkeit kurz zu halten: Es geht um die Anfänge der Hormontherapie, es geht um die Art der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden Mitte bis Ende des 20. Jahrhundert und es geht vor allem um diese eine große Studie, die Women’s Health Initiative-Studie und ihre Folgen für den Ruf der Hormone und weiterer Konsequenz um die Nichtanwendung der Hormontherapie. 

Mitte des 20. Jahrhundert kam bei der Behandlung von Wechseljahres-Symptomen das Produkt Premarin zur Anwendung, dabei handelte es sich um „ein Gemisch aus mehr als 20 verschiedenen östrogenartigen Substanzen“,  die aus dem Urin trächtiger Stuten genommen wurden. In den Jahrzehnten danach gelang es, das 17-Beta-Östradiol, das im Eierstock der Frauen ausgeschüttet wird, biochemisch herzustellen, sodass auch synthetisch hergestelltes Östrogen zum Einsatz kam. Die Wechseljahresbeschwerden wurden gelindert, und man versprach sich Schutz vor Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aus diesen Gründen war die Hormontherapie in den 1990er-Jahren weit verbreitet.


Die Gründe für die Women’s Health Initiative-Studie, kurz WHI-Studie:

Mitte der 1990er Jahre begann eine der bis heute weltweit größten Studien, in der in erster Linie die Wirkung einer Hormontherapie auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit (Herzinfarkte, Schlaganfälle) und in zweiter Linie die Wirkung auf die Brust, die Knochen und andere Organsysteme unter die Lupe genommen werden sollte.  Es handelte sich um eine Doppelblind-Studie, in der eine Gruppe Frauen Premarin und ein synthetisches Gestagen (Medroxyprogesteronacetat) bekam und die andere Gruppe, die Kontrollgruppe, ein Placebo. Untersucht wurden 16.600 postmenopausale Frauen. Und 10.000 Frauen, die keine Gebärmutter mehr hatten, bekamen nur Premarin beziehungsweise ein Placebo.

Soweit, so gut, könnte man denken. Aber die Studie hatte ihre Mängel: Die Teilnehmerinnen waren nicht die Gruppe von Frauen, die normalerweise eine Hormontherapie in Anspruch nahmen. Sie waren im Schnitt 63 Jahre alt, also weit nach der Menopause, die Hälfte von ihnen brachte schon Vorerkrankungen mit wie starkes Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einige von ihnen waren auch Raucherinnen. Diese Faktoren wurden jedoch nicht gesondert betrachtet, sondern ins Gesamtergebnis eingerechnet.


Warum wurde die Studie 2002 abgebrochen?

2002 entschieden die Studienleiter, die Behandlung der Frauen, die noch eine Gebärmutter hatten, vorzeitig abzubrechen. Die Ergebnisse zeigten nämlich – anders als erwartet - keinen besseren Schutz der Frauen. Das Gegenteil war der Fall: Unter der Östrogen-Gestagen-Kombination kam es etwas häufiger zu Brustkrebs als in der Placebogruppe. Von 10.000 Frauen bekamen 190 eine Diagnose, 150 Frauen waren es in der Placebogruppe. Im Laufe der Studie kam es auch zu Herzinfarkten, Thrombosen und Schlaganfällen, was an der Hormongabe und am fortgeschrittenen Alter der Frauen lag. 

Die Ergebnisse wiesen nur auf eine leicht erhöhte Zunahme des Risikos, an Brustkrebs zu erkranken, hin, doch diese Information verschwand unter  Schlagzeilen wie „Hormone machen Krebs“. Vor allem diese Schlagzeile brannte sich ein und hielt sich und hält sich nach wie vor. Die Studie wurde abgebrochen, Ärzte und Ärztinnen sowie die Patientinnen blieben verunsichert zurück und beendeten die Hormonherapie. Was hängen blieb, war die Angst an Brustkrebs zu erkranken oder einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, von der positiven Wirkung der Hormontherapie – der Linderung von Wechseljahressymptome -, wurde nicht gesprochen. Das bedeutete aber auch, dass Frauen in den Wechseljahren plötzlich ohne passende Behandlung dastanden.


Neubewertung der Studie 

Die Studienautoren erkannten im nachhinein, dass die ausgewählten Teilnehmerinnen im Schnitt zu alt und zu krank waren. Daher werteten sie das vorhandene Datenmaterial mit Fokus auf die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen neu aus und konnten nach dieser Auswertung nachweisen, dass die Brustkrebser-krankungen und auch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor allem bei älteren Frauen aufgetreten waren. Diese neuen Ergebnisse veröffentlichen sie als Zweitveröffentlichung ein paar Jahre nach der WHI-Studie, doch die neuen Ergebnisse erfuhren nicht dieselbe Aufmerksamkeit, sodass die Angst vor einer  Hormonbehandlung und der schlechte Ruf der Hormone bestehen blieben. Frauen verzichten auch heute noch auf eine Hormontherapie aus Angst, an Brustkrebs zu erkranken. 


ERGEBNISSE DER STUDIE SIND WIDERLEGT – WARUM IMMER NOCH DIE ANGST?

2016 entschuldigten sich die WHI-Autoren öffentlich und gaben Fehlinterpretationen zu. Sie machten sich für die Hormontherapie stark und sagten, dass der Nutzen dieser Ersatzbehandlung bei weitem mögliche Risiken übersteige. Trotzdem hält sich in den Köpfen nach wie vor der Glaube,  dass mit der Hormongabe ein dramatisches Brustkrebsrisiko verbunden sei.

In einer im August 2019 in der britischen Zeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Meta-Analyse sind die Daten von über 500.000 Frauen ab dem Alter von 50 Jahren, die eine kombinierte Therapie mit Östrogen und Progesteron erhalten haben, eingeflossen. Das Ergebnis: nach fünf Jahren Einnahme ist das Brustkrebsrisiko leicht angestiegen. 8 von 100 Frauen im Vergleich zu 6 von 100 Frauen, die keine Hormone nehmen, werden statistisch gesehen in den nächsten 20 Jahren erkranken. Bei länger andauernder Einnahme (mehr als 10 Jahre) sind es 9 von 100. Generall gilt, dass Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen ist, egal ob sie Hormone nehmen oder nicht.


Bioidente Hormone

Wenn heute von der Hormontherapie gesprochen wird, gibt es im Vergleich zu früher schon einen sehr bedeutsamen Unterschied: heutzutage verschreiben die Ärzte und Ärztinnen  bioidente Hormone, dabei handelt es sich um Hormone, die chemisch und strukturell identisch mit den Hormonen sind, die der menschliche Körper selbst produziert. Sie werden oft aus pflanzlichen Quellen wie der Yams-Wurzel gewonnen. Östrogen wird in Form eines Gels über die Haut aufgenommen und kommt auf diese Weise direkt ins Blut, Progesteron wird in Kapselform eingenommen. 


Keine Bewegung, Übergewicht, Alkohol

Auch Frauen, die sich nicht bewegen, die nicht körperlich aktiv sind, und übergewichtige, adipöse Frauen sowie Frauen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Im Vergleich dazu steigern die Hormone das Brustkrebsrisiko nur leicht. Trotzdem sind Vorsorgeuntersuchungen Pflicht. Durch die Früherkennung wurde die Sterblichkeit gesenkt, alle 2 Jahre sollten eine Mammographie und jedes Jahr ein Brustultraschall gemacht werden. Zusätzlich können Frauen selbst ihre Brust abtasten, um Veränderungen feststellen zu können. 


WIE UNTERSCHEIDET SICH DIE HEUTIGE HORMONTHERAPIE VON DER THERAPIE IN DER WHI-STUDIE?

Erstens wird die Therapie bei Frauen in den Wechseljahren angewandt (und nicht bei älteren Frauen), man spricht von einem Window of opportunity, in dem sie begonnen werden sollte, und zwar bis spätestens 5 Jahre nach der letzten Regelblutung und nicht nach dem 60. Lebensjahr. Diese Zeitspanne wird jedoch mittlerweile auch hinterfragt und diskutiert. Ärztinnen wie Sheila de Liz sind mittlerweile der Meinung, dass eine Therapie nicht kategorisch abgelehnt werden sollte, sondern dass zunächst die körperliche Gesundheit der Frau betrachtet werden sollte, im Sinne: hat sie kardiovaskuläre Probleme, leidet sie an Diabetes, ist sie übergewichtig, betreibt sie Sport, ist sie Raucherin  etc.  Danach erst sollte entschieden werden (vorausgesetzt, andere Indikatoren schließen eine Behandlung sowieso aus). 

Auch bei den Wirkstoffen und bei der Anwendungsform gibt es Unterschiede zu früher: Angewendet wird nunmehr eine Therapie mit bioidenten Hormonen, die über die Haut (Östradiol) und als Kapsel (Progesteron) eingenommen wird.

Bei der Dauer der Einnahme scheiden sich die Geister. Die einen sagen nach wie vor: so wenig wie möglich und so kurz wie notwendig, das bedeutet, nicht länger als fünf Jahre, die anderen meinen, Hormone können ein Leben lang eingenommen werden, so lange es zu keinen durch die Hormoneinnahme verursachten gesundheitlichen Problemen kommt.


Keine der Frauen, die in meine Praxis kommen, nimmt Hormone. Entweder weil die Beschwerden nicht so belastend sind, oder aus Angst, an Brustkrebs zu erkranken, oder, weil schon das Wort Hormone ihnen Angst macht. Wenn ich nach dem Warum frage, stellt sich oft heraus, dass die Frauen zu wenig über Hormone und über die Hormontherapie wissen und deshalb auch Angst haben. Oder sie haben irgendwo einmal irgendwas darüber gelesen, dass Hormone Brustkrebs verursachen. 

Jede Frau soll für sich entscheiden, wie sie mit ihren Wechseljahresbeschwerden umgeht, welche Art der Unterstützung sie möchte. Das steht außer Frage, und ich finde es wichtig, dass sich jede Frau gut informiert und erst dann eine Entscheidung trifft. 



QUELLEN, STUDIEN UND LINKS:

Schaudig Kathrin, Simonsen Katrin: Hot Stuff. München: dtv 2025



STUDIEN:





 
 
 

Kommentare


Gerti E.

Ich bin schon seit einiger Zeit in Behandlung bei Margot und bin immer völlig entspannt nach einer Behandlung. Mein Anliegen ist hauptsächlich mein Schlaf, der wohl auch durch die Wechseljahre, schon länger ein Problem ist. Ich schlafe entweder zu wenig, wache oft auf und schlafe fast nie durch. Nach einer Behandlung bei Margot merke ich eine deutliche Besserung meiner Schlafqualität. Ich möchte die Behandlung nicht mehr missen, auch weil Margot mit ihrer besonnenen und ruhigen Art für mich ein optimaler Ruhepol ist und ich mir 2 x im Monat etwas Gutes tue, indem ich mir eine Shiatsubehandlung gönne.

Diana Dressler

Als ich Shiatsu bei Margot Freiler ausprobierte, war ich nicht darauf gefasst, wie sehr mein System herunterfahren und ich mich entspannen würde. Der Vorher-Nachher-Vergleich war frappierend, und mir wurde klar, wie gestresst mein System zu der Zeit war. Die Behandlung war super angenehm, und ich konnte danach erstmals wieder schlafen wie ein Bär. Herrlich!!! Ich bin schon gespannt, wie sich eine längerfristige Behandlung auf mein Leben auswirkt und werde auf jeden Fall wiederkommen. Herzlichen Dank für diese tolle Erfahrung und eine volle Empfehlung von mir an alle Frauen, die sich mal etwas richtig Gutes gönnen möchten: Do it!

Margot B.

Bereits bei der Begrüßung habe ich mich bei Margot richtig wohl gefühlt. Der erste Eindruck war richtig: Margot ist enorm einfühlsam und spürt genau, was mein Körper braucht.

© 2025 Margot Freiler, dipl. Shiatsu-Praktikerin

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