Summertime in den Wechseljahren - 5 Tipps zur Kühlung
- Margot Freiler
- 21. Aug.
- 5 Min. Lesezeit

Sommerzeit - heiße Tage, warme Nächte, viel Licht und Leichtigkeit. Der Sommer war und ist meine bevorzugte Jahreszeit.
Ich bin ein Frühlingskind, das sich auch im Sommer sehr wohl fühlt und die Wärme und die langen Tage genießt.
Und trotz all der Sommerliebe stellt mich diese Jahreszeit seit einigen Jahren vor Herausforderungen.
Ich bin seit ungefähr zehn Jahren in den Wechseljahren, mittlerweile postmenopausal und mein Körper kann, seitdem die Hormonumstellung im Gange ist, Hitze nicht mehr so regulieren wie früher. Das ist nicht gut und das fühlt sich auch nicht gut an. Ständiges Schwitzen, Kreislaufprobleme, Hitzegefühle. Beschwerden, die ich früher nicht in diesem Ausmaß kannte. Bis vor einem Jahr kamen auch noch die überfallsartigen Hitzewallungen dazu. Ich wusste schon nicht mehr, schwitze ich, weil es heiß ist oder schwitze ich aufgrund einer Hitzewallung. Im Grunde machte es aber keinen Unterschied.
Thermoneutrale Zone
Also, ein Gefühl der ständigen Hitze. Dauerhitze, Dauerschweiß. Was hat sich verändert?
Der Begriff in diesem Zusammenhang heißt "thermoneutrale Zone", sprich, es geht um die Körperkerntemperatur, die vom Gehirn aus gesteuert wird. Steigt die Temperatur, beginnen wir zu schwitzen, um den Körper zu kühlen, sinkt die Temperatur, versucht der Körper durch Frösteln wieder in die thermoneutrale Zone zu gelangen. Thermoneutral bedeutet, dass für den Körper nichts zu tun ist, in dieser Zone braucht es keine Reaktionen, die Temperatur ist richtig.
In den Wechseljahren wird diese Zone immer enger, das Fenster, in dem der Körper nicht reagiert, wird kleiner und instabiler. Die Temperatur scheint also bei mir vor allem im Sommer fast nie richtig zu sein. Warum ist das so?
Bei dieser Frage kommt der Hypothalamus ins Spiel. In dieser Hirnregion liegt die Schaltzentrale. Die Neurowissenschafterin Lisa Mosconi hat in ihrem im April erschienenen Buch "Das Gehirn in der Menopause" unter anderem darüber geschrieben. Dieses Buch ist sehr zu empfehlen, denn abgesehen von den Informationen zur thermoneutralen Zone hat es mir die Augen geöffnet über die Auswirkungen des Östrogenmangels auf das Gehirn und den Gehirnstoffwechsel, Stichwort "Brainfog, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen". Hallelujah oder wie Mosconi es formuliert: "Das Gehirn in der Menopause ist kein Klacks."
Der Hypothalamus also. Er regelt auch die Körpertemperatur. Vereinfacht ausgedrückt ist er durch den Östrogenmangel in den Wechseljahren sehr irritiert. Er spürt die Wirkung am stärksten, reagiert empfindlich auf den Hormonmangel und kann die Körpertemperatur nicht mehr gut regulieren. Zusätzlich sind die Blutgefäße instabiler. Sie sind mit kleinen Muskeln ausgestattet, um die Gefäße bei Bedarf zu erweitern oder zu verengen, in den Wechseljahren arbeiten sie nicht mehr so gut und reagieren übermäßig auf Hitzereize. Es kommt zu Hitzewallungen und Schweißbildung.
Mein Hypothalamus denkt sozusagen, er müsse mich permanent abkühlen durch Schweißproduktion. Übrigens, im Winter erlebe ich diese "Dauerwallungen" und das Schwitzen, wenn ich mich in überheizten Räumen aufhalten muss. Auch nicht angenehm. Und nachdem sich die Hitzephasen bzw. Hitzewellen mittlerweile auch in unseren Breitengraden häufen – es ist gerade wieder eine über die Stadt gerollt, vielleicht kommt ja noch eine, wer weiß, auch wenn es nicht danach aussieht Ende August -, habe ich im Laufe der Jahre ein paar Tipps zum Essen und Trinken gesammelt und mir Notfallstrategien überlegt, die ich hier teilen möchte:
1. Tropennächte in der Stadt - Wie soll ich schlafen?
Ich mag es, wenn am Abend in der Stadt noch die Wärme des Tages von Häuserwänden abstrahlt, wenn sie einen wohlig umhüllt und wir den Abend in einem Gastgarten genießen. Schwierig wird es dann, wenn ich Stunden später schlafen möchte, und diese Hitze in mir nicht verschwindet. Es gibt einen einfachen Trick, der bei mir bis jetzt immer geholfen hat: Ein feuchtes Tuch auf Brustkorb und Bauch legen, ein weiteres feuchtes Tuch um die Fußgelenke. Ich merke richtig, wie sich mein Körper wieder erholt und sich in die thermoneutralen Zone abkühlt, und ich schlafe problemlos ein.
Was auch hilft, ist kaltes Wasser über die Innenseite der Handgelenke laufen zu lassen. An der Handgelenkinnenseite befinden sich laut TCM Punkte, die das Herz regulieren, die Hitze klären und den Geist beruhigen. Das sorgt für Kühle im Innen, wenn du es brauchst.
Falls du an Duschen denkst, bitte nicht mit kaltem Wasser. Das fühlt sich im ersten Moment zwar sehr erfrischend an, doch der Körper wärmt sich danach wieder auf und fängt zu schwitzen an. Lieber mit lauwarmem Wasser duschen, das entspannt.
2. VIEL TRINKEN!
Ich starte am Morgen mit einem Glas lauwarmes Wasser. Das kurbelt den Stoffwechsel und die Verdauung an und gleicht schon das nächtliche Schwitzen aus. Über den Tag verteilt solltest du an heißen Tagen mindestens zwei bis drei Liter am Tag trinken und das am besten regelmäßig über den Tag verteilt in kleinen Mengen. Du solltest ein Durstgefühl vermeiden, denn das bedeutet, dass d schon leicht dehydriert bist. Ich habe immer eine Wasserflasche in der Tasche, wenn ich unterwegs bin. Dabei ist auch wichtig: Bitte kein eiskaltes Wasser trinken, sondern, wenn geht, lauwarmes.
Zusätzlich solltest du beachten, dass während großer Hitze auch der Mineralienhaushalt in deinem Körper leidet, denn bei starkem Schwitzen verliert der Körper Salz. Eine kleine Prise Salz oder ein hoher Mineralgehalt im Wasser können aber helfen, den Salzverlust auszugleichen. Wähle Getränke mit einem hohen Mineralstoffgehalt, etwa Apfelsaft gespritzt mit Mineralwasser, dieser versorgt den Körper mit ausreichend Energie durch Zucker, Salze und Mineralstoffe.
3. SALBEITEE
Die Mengen an Salbeitee, die ich im Laufe der letzten Jahre schon getrunken habe!
Salbeiblätter aufbrühen, Tee abkühlen lassen, nicht heiß trinken, sonst hat es den gegenteiligen Effekt, sondern nur mehr laufwarm, Schluck für Schluck, regelmäßig, ich habe das Gefühl, es hilft mir, dass ich nicht mehr andauernd schwitze. Manchmal hilft es auch nicht. Keine Ahnung, warum. Auf jeden Fall fällt es für mich unter das Motto: Hilft es nicht, schadet es auch nicht! Der Geschmack ist allerdings gewöhnungsbedürftig!
4. ESSEN BEI HITZE
Zu schweres Essen kann den Körper, insbesondere die Verdauung, bei großer Hitze sehr belasten. Paniertes, Gegrilltes oder Frittiertes bei über 30 Grad ist also nicht zu empfehlen. Am besten nimmst du zu dir: Wassermelonen, Salat, Gurken, diese Lebensmittel wirken kühlend und versorgen den Körper mit zusätzlicher Flüssigkeit. Aber auch Champignons, Zucchini, Melanzani und Radieschen weisen einen hohen Wassergehalt auf.
Gerade im Sommer stehen uns viele frische Kräuter fürs Würzen zur Verfügung –Schnittlauch, Petersilie, Pfefferminze, Koriander, Oregano und Basilikum. Auch sie wirken kühlend. Vermeide, wenn es geht, scharfe Gewürze, sie erhitzen den Körper zusätzllich.
5. Meine Rettung untertags - die Klimaanlage im Supermarkt

Was rettet mich, wenn die Temperaturen untertags steigen, und 30 Grad und mehr an der Tagesordnung sind?
Mein Fächer und/oder ein Handventilator
Kleidung: wenn möglich aus Baumwolle oder Leinen
ein feuchtes Tuch und/oder Gesichtsspray
Supermärkte und ihre kühlen Räumlichkeiten. Es lebe die Klimaanlage!
Wenn mir die Hitze zuviel wird, besuche ich einen Supermarkt und kühle mich wieder runter, indem ich - wenn ich Zeit habe - für ca. 15 bis 20 Minuten durch die Gänge spaziere und das Sortiment betrachte bzw. den Einkauf erledige. Wenn es schneller gehen muss, eile ich direkt zur Tiefkühlvitrine, (ich liebe die Vitrinen mit den hohen Türen, in die man sich fast hineinstellen kann), ich schnappe mir eine Packung Erbsen oder Gemüse (Erbsen und Gemüse kann ich immer brauchen), lege sie an meinen Hals und genieße das Kältegefühl.
Mittlerweile bin ich darin auch schmerzbefreit - irritierte Blicke anderer Kund:innen sind mir egal. Leidensgenossinnen erkenne ich an ihrem Blick, der sagt: Oh ja, das kenne ich auch. Gute Idee! Hoffentlich kühlt es gut.
Aber eigentlich sehen wir einander nur in die Augen, lächeln und nicken uns zu.



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